Die Postbank wirbt derzeit mit 50 Euro Startguthaben und vielen TV Werbespots um neue Privatkunden fürs Postbank Girokonto “Giro Plus”. Auf den ersten Blick sehen die Konditionen des Postbank Girokontos dabei gut aus: Es fällt keine Kontoführungsgebühr an, ein Tagesgeldkonto ist inklusive und auch eine Kreditkarte gibts mit dazu. Außerdem: Tankrabatt bei Shell! Interessenten sollten aber das Kleingedruckte genau lesen, wie unser Postbank Girokonto Testbericht zeigt – hier relativieren sich die auf den ersten Blick positiven Konditionen sehr schnell …
Wer inzwischen fürs private Girokonto noch Kontoführungsgebühren zahlt, ist selber Schuld: Viele Banken bieten inzwischen attraktive Kontos ohne monatlichen Grundgebühr. Der Wechsel kann sich lohnen für alle, deren Bank bisher noch Gebühren für die Kontoführung erhebt.
Die Postbank bietet mehrere Kontenmodelle an. Derzeit besonders beworben: Das Privatkunden Girokonto “Giro plus”, bei dem Neukunden einen Bonus von 50 Euro als Startguthaben bekommen. Kein schlechtes Angebot auf den ersten Blick – handelt es sich doch beim Postbank Girokonto um ein Girokonto ohne Kontoführungsgebühr und mit ein paar attraktiven Extras.
Sieht gut aus auf den ersten Blick: Werbung fürs Postbank Girokonto auf Postbank.de
Wer ein neues Girokonto sucht, sollte aber genau hinschauen – im Kleingedruckten zeigte sich uns nämlich, dass das Postbank Girokonto “Giro Plus” doch nicht so attraktiv ist und man unserer Meinung nach besser bei der Konkurrenz aufgehoben ist.
Denn: Das Postbank Girokonto hat einige Nachteile.
- keine Kontoführungsgebühr nur bei Gehaltseingang: Das Postbank Girokonto wird als “kostenlos” beworben – das ist es allerdings nur unter bestimmten Bedingungen. Grundsätzlich kostenlos ist es nur für Studenten und Auszubildende gegen entsprechenden Nachweis. Alle anderen bezahlen 5,90 Euro pro Monat, wenn auf dem Konto kein monatlicher Zahlungseingang in Höhe von 1.000 Euro verbucht wird. Zwar ist diese Regelung durchaus auch bei anderen Kunden üblich – aber es gibt auch grundsätzlich kostenlose Girokonten wie z.B. das ING-DiBa Girokonto oder das Comdirect Girokonto, die unabhängig vom monatlichen Zahlungseingang ohne Kontoführungsgebühr auskommen.
- Kreditkarte nur im ersten Jahr kostenlos: Auch mit der im Postbank Girokonto inbegriffenen VISA-Kreditkarte dürfte sich die Postbank kaum Freunde machen. Denn: Sie ist nur im ersten Jahr beitragsfrei (ab dem zweiten werden 22 Euro pro Jahr an Kartengebühren fällig) und bietet nicht die Möglichkeit zum kostenlosen Geld abheben. Das ist aus unserer Sicht ein großer Postbank Girokonto Nachteil: Beim kostenlosen Girokonto der ING-DiBa ist eine dauerhaft kostenlose VISA Kreditkarte mit dabei, mit der man europaweit an den meisten Geldautomaten kostenlos Geld abheben kann – das kostenlose DKB Girokonto bietet sogar weltweit kostenloses Geld abheben mit der gratis VISA Kreditkarte.
- Miese Tagesgeldzinsen: Wer sich ein Postbank Girokonto holt, bekommt ein Postbank Tagesgeldkonto gleich mit dazu. Das ist prinzipiell eine gute Sache – allerdings sind die Tagesgeld Zinsen hier schlecht im aktuellen Tagesgeld Vergleich. Derzeit gibt es nur 1,10 % Tagesgeld Zinsen p.a. – andere Banken bieten derzeit bis zu 2,20% Tagesgeld Zinsen p.a., wie der Vergleich zeigt.
- Hoher Dispozins: Leider ist der Postbank Girokonto Dispositionskredit Zins und der Zinssatz für geduldete Kontoüberziehung im Vergleich mit anderen Girokonto Anbietern recht unattraktiv. ING-DiBa und DKB sind hier wesentlich günstiger.
- 50 Euro Startprämie nur bei Nutzung als Gehaltskonto: Wem es beim Abschluss eines Postbank Girokontos nur um die Prämie geht, sollte sich auch hier das Kleingedruckte ansehen. Denn: Die 50 Euro gibt es nur, wenn das Postbank Girokonto als Gehaltskonto genutzt wird. Dazu benötigt die Postbank einen Nachweis des Arbeitgebers – sehr umständlich. Der Bonus wird dann in drei Monaten nach Kontoeröffnung gutgeschrieben. Bei anderen Banken wie der ING-DiBa ist das nicht so kompliziert: Hier gibt es auch 50 Euro Startguthaben, wenn man das Konto als Gehaltskonto nutzt – aber einen Nachweis benötigt man dazu nicht, es reichen regelmäßige Kontoeingänge in einer Summe.
Insgesamt kann man sagen, dass die Postbank Girokonto Konditionen im Vergleich mit Online-Direktbanken nicht wirklich attraktiv sind – allerdings sollte man der Fairness halber auch nicht vergessen, dass man bei der Postbank dafür auch persönlichen Service am Bankschalter bekommt, den Direktbanken nicht bieten können. Nur die Comdirect Bank bietet unseres Wissens nach ein unabhängig vom Gebühreneingang kostenloses Girokonto, bei dem man an den Bankschaltern der Commerzbank auch Geld einzahlen kann.
Doch ein Vorteil: Die Postbank EC-Karte
Ein weiterer Postbank Girokonto Vorteil, den Direktbanken wie ING-DiBa und DKB nicht bieten können, ist eine EC-Karte, mit der man an den Banken, die dem Cash-Group angeschlossen sind, kostenlos Geld abheben kann. Zur Cash-Group zählen u.a. Commerzbank, Deutsche Bank, Postbank und die Hypovereinsbank. Eine größere Auswahl gibt es nur noch bei der Sparkassen-EC-Karte, die es z.B. beim kostenlosen Girokonto der 1822Direkt-Bank dazu gibt (aber Vorsicht: Auch das 1822Direkt Girokonto ist nicht grundsätzlich gebührenfrei, sondern erfordert einen Mindestgeldeingang!).
Ach ja, und noch ein anderer Vorteil des Postbank Girokontos: Bei Shell gibt es derzeit 2 cent Tankrabatt für alle, die mit der Postbank Card ihren Tankvorgang bezahlen. Haken an diesem Vorteil: Leider eine kurzfristige Aktion, die nur bis Anfang März 2011 gilt.
Unser Fazit: Die Startprämie ist nicht alles
Wer sich das Postbank Giro Plus holt, sollte sich das vorher genau überlegen: In unserem Test kommt das Girokonto im Vergleich mit der Konkurrenz nicht gut weg. Vor allem die vielen *-Texte und das Kleingedruckte zeigen einige Mängel des Postbank Girokontos, die es bei der Konkurrenz nicht gibt. Wer es trotzdem möchte, kann das Postbank Girokonto “Giro plus” inklusive Startbonus unter www.postbank.de online abschließen.
